5
Dez
2008

Bücher auswählen

Der erste Satz ist wichtig.
Diese Erkenntnis ist nicht neu, aber mir gestern richtig bewusst geworden. Heute habe ich in der Bücherei 20 Bücher auf der ersten Seite aufgeschlagen und das genommen, was mir am ehesten zugesagt hat: Ich verstehe, sagte Mistler. Mal sehen, wie das ist. Eigentlich hätte ich es sonst nicht genommen, da der Einband nach einem sehr tristen Thema aussieht.

Der erste Satz ist zwar nur ein Indiz, aber vielleicht ist er ein gutes Indiz: Man erkennt an ihm, ob man diesen Autor lesen möchte.

Gestern abend habe ich dann die Bücher untersucht, die bei mir im Moment herumliegen. Ergebnis: Alles sehr mittelmäßig - so wie auch die Bücher waren. Eine positive Ausnahme: Der Vater meines Vaters war Methodistenprediger. Das enthält genau eine Information - nicht zu viel und nicht zu wenig - und es erscheint mir eine interessante Information zu sein.

Sekundenglück 02:54

Die Idee: rechte Augenbraue abrasieren.

Die Ausführung: mit dem Langhaarschneider (kurze "Bartstoppeln" bleiben stehen)

Das Ergebnis: dezent, aber gar nicht schlecht.

4
Dez
2008

Weiß in weiß

"Fünf Tage keinen Fisch! Und das nur wegen der verdammten Robben!" Teptokson kratzte sich mit dem linken am rechten Fuß und sah dabei ziemlich unglücklich aus. "Aber morgen schlage ich den Viechern ein Schnippchen!" Robben mochten zwar meist schnell und wachsam sein, aber das konnten sie ja nicht den ganz Tag. Der Plan sah also vor ganz früh am Eisloch zu sein und eine oder vielleicht sogar zwei schläfrige Robben zu erwischen!
In der Luft lag der Geruch nach frischem Schnee. Für Oktober nichts ungewöhnliches. Teptokson nahm ihn kaum wahr. Sein Magen knurrte vernehmlich; fast im Rhythmus seiner Schritte. Zur Höhle war es noch ein langer Weg. Er schüttelte einige Wassertropfen aus dem Pelz.
Das Eis war in den letzten Jahren immer dünner geworden. Erst gestern wäre er fast eingebrochen! Und das im Oktober. Die doofen Robben unter der Eisfläche lachten sich dabei natürlich ins Flösschen, denn nur ein tollpatschiger Eisbär war ein guter Eisbär. Aber was sollte er tun: Kein Fisch, brüchiges Eis und schadenfrohe Robben. Und der Winter stand kurz bevor.
Aber morgen würde sich das ändern! Ganz früh!

3
Dez
2008

Wintersonne

Ein Morgenrot im Winter hat 3 Phasen:
Ganz am Anfang die Blauphase in ansonsten schwarzer Umgebung.
Dann die schwache Rosaphase und damit das eigentliche Morgenrot.
Danach gibt es aber noch die strahlende Orangephase und manchmal auch eine Gelbphase.

Erst wenn all das vorbei ist, sieht man an den Baumwipfeln auf den fernen Bergen die ersten, streifenden, goldenen Sonnenstrahlen. Die Wolken sind dann - zwecks Kontrast - nur noch hell- und dunkelgrau.

Und nur im Winter hat auch ein Normalaufsteher die Möglichkeit das zu beobachten.

1
Dez
2008

Atlanta is calling

Ich mag Telefone nicht. Sie klingeln überraschend und erschrecken mich. Sie erschrecken mich, weil ich kaum gute Erinnerungen an Telefongespräche habe.

Neben einer gewissen angeborenen Scheuheit hat das glaube ich einen wichtigen Grund: Gesten.
Wenn man ein Telefonat mit einem persönlichen Gespräch vergleicht, so fehlen Gestik und Mimik und laut Forschung machen die mindestens 50% der übermittelten Information aus.
Das heißt, man hat zwar die Simulation eines echten Gesprächs, aber bewusst oder unbewusst fehlen viele wichtige Nuancen. Mir wird das oft sogar bewusst: Hier oder da lächle ich und mein Gegenüber wüsste meinen Satz viel besser einzuordnen. Nicht so am Telefon: Da muss ich aufpassen wie ein Schwarzfahrer und viele Gedanken viel zu ausführlich erklären und werde trotzdem mißverstanden.

Deshalb sage ich mir ganz oder gar nicht: Persönlich oder per Sms. 100% oder 1%, aber nichts dazwischen.

30
Nov
2008

Zitate 34

Ja, wo kämen wir denn hin, wenn alle sagten “Wo kämen wir denn hin”. Und keiner ginge, um mal zu sehen, wohin man denn käme, wenn man denn ginge.

Gelesen habe ich das vor Jahren nachts in einem Schaufenster in Reutlingen.
Er gefällt mir außerordentlich: Tiefsinnig, knapp, anfänglich unverständlich, im gleichen Walzertakt wie ich schreibe.

Wenn ich mich weiterhin korrekt erinnere (hab's jetzt nicht gefunden), hat den ein schweizer Pfarrer geprägt.

Nachruf

Hausausschnitt mit Gerüst
Ein kleiner Nachruf auf ein großes Haus. Die Umzugskartons sind gepackt, die Möbel auseinandergeschraubt und die Küche herausgerissen. Nach 32 Jahren.

Dieses Haus war 25 Jahre lang mein Zuhause. Ich habe gelesen, gegessen, ferngesehen, mit schrottigen Holzklötzchen gespielt, im Sandhaufen wuchtige Burgen erstellt, mit einer Matratze die Treppe runtergerutscht und erstes, ungenießbares Essen gekocht. Und ich war allein, allein unter vielen.

Manchmal habe ich sogar morgens im Bett gelesen. Lesen war spannend. Das Essen war mittelmäßig: billig und reichlich. Sonntags gab es immer Braten. Den Sandhaufen habe ich noch mit 14 benutzt (Burgen mit bewässertem Sanitärsystem). Holzklötzchen sind hervorragende Reiter und Fußsoldaten. Pasta mit selbstgebrannter Soße.

Natürlich ist das eiseskalt. Aber so habe ich das die ersten 15 Jahre gelernt und geübt.

29
Nov
2008

Hunderttausend heulenden Höllenhunde

Die Tür sah extrem gewöhnlich aus. Eine unscheinbare Stahltür, graulakiert, die vielleicht zur Heizung oder in einen Raum mit dem Motor eines Aufzugs führen könnte.
Molly musterte sie trotzdem oder gerade deswegen sehr mißtrauisch. Mit einer zögerlichen Bewegung holte sie den Schlüssel hervor, der an einer dünnen Metallkordel um ihren Hals hing. Der Schlüssel war das einzig ungewöhnliche: er war fast so lang wie ihr Zeigefinger und annähernd rund, nur hie und da gab es kleine Dellen. Auch das Material war seltsam: kalt wie Metall, aber mit der fahlen Farbe von ausgebleichten Knochen.
Wenn ich der Fürst der Finsternis wäre, würde ich mir einen anderen Eingang einbauen lassen, dachte Molly. Aber vielleicht legte er ja Wert auf eine sehr private Existenz.
Sie zog den Reißverschluss ihrer Jacke zu und griff an ihren Gürtel. Ein flüchtiger Beobachter würde ihre Kleidungs als sehr langweilig einstufen: graue Schuhe, graue Hose, graue Jacke. Am Gürtel hing ein kleines graues Täschchen. Als sie es abgenommen und von innen nach außen gestülpt hatte, entpuppte es sich aber als ebenso grauer Helm; oder eigentlich eher Mütze. Sie zog sie auf und übers Gesicht, so dass der ganze Kopf bedeckt war. Löcher für Augen oder Nase oder Mund fehlten, aber von innen war das Material fast durchsichtig und auch das Atmen war kein Problem. Nun noch die passenden Handschuhe, die in einer Jackentasche steckten.
Sie hatte keine Ahnung woraus das Material bestand oder woher es ursprünglich kam, nur dass es wie fein gewebte Wolle aussah, aber keine war. Was sie sehr wohl wusste, war wieviel diese Ausrüstung gekostet hatte. Oder eher wie wenig. Für ein Material, das wohl nicht von dieser Welt war, war kein Preis zu hoch.
Auf Ästhetik schien in dieser anderen Welt aber wohl niemand Wert zu legen. Sie sah sicher aus wie eine blinde, graue Motte.
Beherzt steckte sie den Schlüssel ins Schlüsselloch und drehte ihn.

...

Stabil und filigran

Neben ein paar Sonntagsgedanken auch dieser:

Das Freiburger Münster ist imposant. Das merkt nur niemand. Weder die Leute, die es zum ersten Mal sehen, noch die, dies es zum 942. Mal sehen. Und das macht es noch wahrer.
Wenn man es im Gegenlicht von der Bauernseite anschaut, sieht es aus wie ein steingewordener Himmelssturm: Hoch und steil aber nicht senkrecht.
Einem aktuellen Bürosperrriegel ist es damit architektonisch 750 Jahre voraus.

O-Ton:
Sie: "And this is the Freiburger Münster."
Er: "Sehr interessant." *und dreht sich gelangweilt um*

27
Nov
2008

Ihr Preis gewesen

Und - plopp - schon bin ich berühmt. Das mit dem reich wird sicher auch noch was...

Jetzt (im Bildzeitungssinne = vor 2,6 Monaten) habe ich nicht nur Fan-Mail, sondern sogar schon Fan-Blogposts!

Aber vielleicht ist das jetzt doch auch schon verjährt?


Nachtrag: Ich bin jetzt schon so berühmt, dass andere von meinem Glanz sich was in die eigene Tasche leuchten wollen: Oder wie soll ich meinen dritten Kommentarspam bewerten? Der ist hier ja immerhin namentlich und mit Registrierung...

Sekundenglück 02:53

Meine erste Fan-Mail bekommen.

Hey! Ich werde reich und berühmt! Ganz sicher!

Kombi 39

Tvåhundranittiosex

Muss sich wohl um eine Zahl handeln...

25
Nov
2008

Sinken

Ein leerer Tank war eine schlechte Sache. Insbesondere natürlich, wenn sich der Tank in einem Minigleiter befand, dieser Minigleiter 30cm über den Baumwipfeln flog und man selbst darin saß.
Rechts unten auf dem Kontrollpult blinkte ein kleines, rotes Lämpchen. Es wäre viel besser, es würde nicht blinken. Vielleicht hatte der letzte Beschuss die Chamäleonhaut des Gleiters verletzt und der Energieverbrauch war gestiegen. Das rote Lämpchen blinkte auf jeden Fall.
Die Möglichkeiten, die dieses Lämpchen und sein Blinken ließen war sehr beschränkt. 30cm unter dem Gleiter war der Wald. Und 300km in jede Richtung war er auch. Die nächste Landeplattform war zwar nur 100km entfernt, aber mit einem blinkenden, roten Lämpchen war das zu weit.
Er könnte die Schwingen des Gleiters ausfalten und sich von der Sonne hochziehen lassen. Der darauf folgende Beschuss würde aber nicht nur die Chamäleonhaut beschädigen. Dann würde zwar das rote Lämpchen aufhören zu blinken, aber das wäre in dem Fall noch schlechter als sein Blinken.
Blieb nur der Ausstieg.

...
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