18
Feb
2007

Wohin?

Wenn es mit dem Clowngeschäft einmal bergab gehen sollte, »dann werde ich etwas anderes machen«, sagt er.

Aus Die Angst der Mittelschicht. [Die Zeit]

Dieses Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten und ein bisschen auf das Glück hätte ich gerne.
Stattdessen habe ich mir auf der Arbeit ein Miterabeitergespräch gewünscht. Bisher war das jedes Jahr eine Pflichtveranstaltung, dieses Jahr scheint es eine ungewöhnliche Sonderaktion zu sein. So auf jeden Fall klang die Email: Wer möchte denn ein Gespräch?
Ich möchte eines. Aber ich weiß nicht was ich sagen oder fragen soll. Ich weiß, dass ich nicht wirklich glücklich bin mit meiner Arbeit. Ich weiß aber auch, dass ich noch viel unglücklicher sein könnte. Und ich weiß wiederum aber nicht, welche Faktoren dafür verantwortlich sein könnten.
Manchmal hört man von Menschen, die ihr Hobby zum Beruf gemacht haben. Die sollen dann viel und dauerhaft Spaß an ihrem Beruf haben. Eigentlich habe ich mein Hobby zum Beruf gemacht. Oder genauer: früher war "vor dem Computer sitzen" meine einzige Tätigkeit. Aber seit langer Zeit - vielleicht schon seit Anfang - ist das eher Arbeit als Vergnügen. Zumindest in der Zeit von 9 bis 5. Den spielerischen Ansatz eines Hobbys kann ich vielleicht in einigen Stunden pro Monat verfolgen, ansonsten ist es Arbeit: mal anstrengend, mal unangenehm, mal langweilig, selten lustig.
Und ich frage mich: Muss das so sein? In meiner Branche? In vielen Branchen?

Und was könnte ich alternativ machen? Mein "natürlicher Entwicklungsweg" wäre die Übernahme von Personalverantwortung. In diese Richtung versuchen mich meine Chefs auch schon recht lange zu bugsieren, mal offener, mal verdeckter. Ziemlich offen ist aber meine ablehnende Haltung dem gegenüber. Das Wort Horrorvorstellung dafür ist vielleicht übertrieben, aber wieviel?
Eine weitere Alternative wäre es etwas komplett anderes zu machen, oder auch mal eine Weile gar nichts. Sowas steht auch in Ratgebern wie "Die Kunst mühelos zu leben" von Ernie J. Zelinski: Ein glückliches Leben ist vielleicht häufig nicht über viel Arbeit zu erreichen. Nicht ganz so offen, dafür aber ebenso tiefgehend stellt sich bei solchen Überlegungen dann bei mir aber Unsicherheit und Existenzangst ein. Soll ich einen halbwegs sicheren und recht gut bezahlten Job aufgeben? Woher bekomme ich dann mein Geld? Kann ich irgendwann einfach wieder einsteigen? Was sagen dazu das Arbeitsamt und die Rentenversicherung?
Und machen mich freie Tage glücklich?
Die Kompromisslösung "weniger Arbeiten" (Teilzeit) ist vermutlich auch nicht verwirklichbar. Mein Chef wird sich aus gutem Grund dafür nicht offen zeigen: Meine Arbeitsleistung in dieser Zeit würde einfach verloren gehen und könnte nicht ersetzt werden.

Was also frage oder sage ich? Irgendetwas hiervon? Eigentlich will ich das nicht, ich will mich eigentlich auch nicht mit diesem Thema beschäftigen. Aber vielleicht will ich auch nicht so weiter arbeiten? Mir zuliebe? 16
night shadow - 19. Februar, 00:02

mhm ... kann es schaden zu sagen, dass du mit deiner Arbeit nicht zufrieden bist? Also könnten sich daraus irgendwelche negativen Konsequezen ergeben?
Gar nichts machen sähe ich persönlich nicht als Alternativ, weil da schnell die Gefahr besteht, dass man in ein Loch fällt und sich anschließend vielleicht auch nicht mehr aufrafft (mag auch sein, dass das mit meiner eigenen, chronischen Faulheit zusammenhängt ;)
Etwas komplett anderes? Hast du da irgendwas konkretes im Kopf, was dich interessieren würde?

Nielsson - 19. Februar, 09:00

Negativ nicht, aber vielleicht auch nicht positiv. Die Gegenfrage wird ja dann lauten: Und was möchtest du anders machen? Und meine Antwort: Ich weiß es nicht.

Tja, und das mit dem voll konkret, komplett was anderes weiß ich auch nicht. Aber: "the grass is always greener on the other side".

Aber: "the grass is no more greener on the other side" (Savage Garden)
erphschwester - 14. März, 12:13

abgesehen davon, ...

... daß mein beitrag vielleicht zu spät kommt, um irgendwelche entscheidungshilfe zu geben (wenigstens aber zu spät für das mitarbeitergespräch), bin ich schon der meinung, daß es schädlich ist, deiner unzufriedenheit beim arbeitgeber ausdruck zu verleihen. nicht das wollen arbeitgeber hören, schon gar nicht, wenn sie latent der meinung sind, man könne dir personalverantwortung übertragen. in diesem falle müßtest du ja selbst motivieren können - wie aber solltest du das, wenn du selbst nicht motiviert bist?
außerdem: mag das vertrauensverhältnis in eurer firma so gut sein wie auch immer (falls dem so ist, würde ich da auch gern anfangen) ... deine sinnkrise kannst nur du selber lösen. und ich weiß, wovon ich rede. ich bin gerade dabei und vielleicht schon ein paar (wenn auch nur gedankliche) schritte weiter. das problem sehe ich in der abhängigkeit der beschäftigung, letztlich in unserer abhängigkeit vom job. ohne moos nix los, aber geld ist kein futter für die seele. worauf kann und will man verzichten bzw. wie kann man den finanziellen ausfall ersetzen durch "zufrieden" verdientes geld?
jedenfalls bewegt sich nichts nach vorn (nicht einmal du selbst in deinen gedanken) ehe du dir klarheit darüber verschaffst, was im leben für dich am wichtigsten ist. ein neuanfang, mit dem man nicht hinterher hadern will, muß auf jeden fall voll bereitschaft sein, alles hinter sich zu lasssen, keiner der verlorenen sachen nachzutrauern. und: wer sich das hintertürchen offen halten will, ist noch nicht bereit.
laß uns über freiheit nachdenken!

wie frei wollen wir sein???

Nielsson - 14. März, 12:34

Vielen Dank für deine ausführliche Antwort.

Ich weiß nicht, ob ich die Abhängigkeit von Beschäftigung (und der Bezahlung) als Hauptproblem sehen würde, aber ein wichtiger Punkt ist es sicher.
Einige der Gedanken, die ich mir in den letzten Wochen gemacht habe, drehten sich genau da drum: Will ich wirklich so arbeiten? Was passiert, wenn ich es nicht mehr tue (arbeitslos bin)? Kann ich dann etwas finden, was mir besser liegt?
"Unter" solchen Gedanken, aber eigentlich immer bestimmend, ist dann die latente Existenzangst: Keine Arbeit, kein Geld, keine Wohnung, ...
Zu letzterer habe ich weder aktuell noch wahrscheinlich in der mittelfristigen Zukunft einen Grund, aber "plagen" tut mich der Gedanke schon.

In den letzten Tagen versuche ich mich aber ein bisschen an den Rat zu halten, sich keine unnötigen Sorgen zu machen. Oder genauer ich lasse solche Gedanken immer schnell los (Verdrängung). Damit geht es mir besser. Wie oberflächlich das jetzt aber ist, kann ich nicht sagen.

Du hast dir schon überlegt, was dir am wichtigsten ist? Dass das eine interessante Frage ist, ist mir schon lange klar. :-) Aber mit der Antwort happert es ein bisschen.
erphschwester - 14. März, 13:27

solange du ...

... verdrängst und das funktioniert, ist das o.k. wir zweifeln manchmal im leben. nicht immer ist das ein zeichen dafür, daß wir aussteigen müssen.
und wenn du dich fragst, ob und wie lange du "so" arbeiten willst, stellt sich doch die gegenfrage: wie ist dein gegenkonzept? kannst du das (evtl.) in dieser firma leben oder in einer anderen?
nicht immer muß arbeitslosigkeit die alternative sein. gibt es andere firmen, die dich interessieren? in deiner branche sind doch headhunter üblich? man kann auch selbst mit denen kontakt aufnehmen.
gibt es andere leute in deiner branche, die dein gegenkonzept (wenn du es dann gefunden hast) teilen würden? wieviel leidensdruck ist da, um gemeinsam etwas neues anzufangen. aber auch: wie "marktfähig" ist dieses gegenkonzept?

oder: vielleicht bist du nur einfach reif für ein neues leben im privaten? was läuft da? läuft da was?

wahrscheinlich ist das zu indiskret. aber du brauchst die fragen ja nur dir zu beantworten, nicht hier in aller öffentlichkeit. der wunsch nach einem ausstieg kann auch einfach nur der wunsch nach einem einstieg in einen neuen lebensabschnitt sein. und wenn der job eigentlich das war, was du hast wirklich machen wollen, dann liegt dein manko vielleicht da, daß du wissen möchtest, "für wen" du das tust ...

wer kopflos aussteigt, ist einfach nur dämlich. am anfang war der gedanke in höchster potenz.

logo

Notizen an mich selbst

Über 1

Programmierer von Beruf. Frager aus Passion. Briefverteilzentrum 79 als Nachbarschaft. Außerdem: Kochen, Bilder, Sport.

Aktuelle Beiträge

B31 West
Wie weit kommt man wohl mit einer halben Stunde Recherche...
Nielsson - 11. März, 10:58
Mehr ist schwierig, aber...
Mehr ist schwierig, aber Schöne Feiertage dir zu wünschen...
Nielsson - 24. Dezember, 15:06
Schöne Feiertage lieber...
Schöne Feiertage lieber Nielsson und lass dich nächstes...
Kinkerlitzch3n - 24. Dezember, 14:45
Nicht nur zur Abwechslung......
Nicht nur zur Abwechslung... ;-) (Jetzt steckt aber...
Nielsson - 23. Dezember, 20:24
Solche Arbeit tut zur...
Solche Arbeit tut zur Abwechslung auch gut.
Nachtgezwitscher - 23. Dezember, 13:35

Über 2

Egoload - Unabhängiger Denker

lakoja09ÄTgooglemailPUNKTcom

Suche

 

Beobachtungen
Fiktives
Gesundheit
Halbe Stunde Recherche
Ich und Menschen
Kochen & Essen
Nachdenkliches
Rekonstruktion
Sekundenglück
Sinnreduziertes
Sport
Volleyball
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren