Urlaub am Meer
Hackfleisch, Tomaten und Butter und 90 Minuten Kochzeit? So sagt es das Rezept "Maccharoni al Ragù". Und es ist nicht nur irgendein Rezept. Es ist eines an dem gleich mehrere, weit zurückliegende Urlaube dranhängen:
Cesenatico [Google Maps]. Der Traum aller deutscher Sandalentouristen. Sandalen mit weißen Socken versteht sich. Zu dieser Zeit war das noch fast normal: 1990
Ich erinnere mich, dass ich im überfüllten Nahverkehrsbus (wochentags um 10) mal auf so eine Sandale incl. der Socken draufgetreten bin. Nach kurzem Überlegen sagt ich zur Trägerin: "Scusi!". Da hat sie mich nur etwas hilflos lächelnd angesehen. Meine Mutter meinte dann später zu mir: "Wahrscheinlich auch eine Deutsche...".
Cesenatico liegt übrigens in Italien, nördlich von Rimini an der Adriaküste.
Und gesponsort wurde dieser Urlaub zum Teil vom Familienhilfswerk. Deshalb war auch die Auswahl an Hotels nicht so groß: Hotel San Giorgio. 2-Sterne mit Halbpension oder war es sogar Vollpension? Ich kann mich nicht mehr genau erinnern. Ganz allgemein kann ich mich an nicht mehr so viel aus dieser Zeit erinnern. Wenn ich Glück habe, dann sind es einige kleine Gedankenschnipsel: Die gesamte Strandpromenade bestand aus solchen Hotels: ähnliches Design, gleiche Höhe. Echte Häuser gab es nur in den Seitenstraßen. Darunter auch eine Kirche, in der waren wir einmal sonntags zum Gottesdienst. Außer uns waren nur Italiener dort. Das war ganz ungewohnt, denn am Strand gab es kaum Italiener.
Es gab auch wohl einen Hafen. Ich erinnere mich an ein Foto meines Vaters, das einige altertümlich wirkende Boote mit bunten Segeln zeigt.
Ich glaube auch, dass es heiß war: Sommer in Italien, das war wahrscheinlich sogar damals eine brütende Hitze. Aber wirklich erinnern geschwitzt zu haben, das kann ich nicht. Ist einfach weg. Oder fast weg.
So wie auch die meisten Einzelheiten von An- und Abreise. Ich weiß noch, dass sie mit dem Zug stattfand, ich mich darauf gefreut habe und als Vorbereitung einen kompletten, exakten Fahrplan mit jedem einzelnen Zwischenhalt und seinen Uhrzeiten erstellt habe.
Aber auch andere haben sich auf diesen Urlaub gut vorbereitet. Die Stadtwerke von Cesenatico zum Beispiel, die jeden Morgen neuen Sand an den Strand gefahren und damit die zahlreichen angespülten Algen überdeckt haben.
Oder die Küche des Hotels, die just jenes "Maccheroni al Ragù" sehr häufig zubereitet hat. Meiner jugendlichen Ansicht nach das leckerste, was es dort zu Essen gab.
Das Rezept zu meinem Nachkochversuch gestern habe ich aus dem Kochheftlein "Pasta". Das haben wir wohl beim ersten Urlaub in Cesenatico gekauft (ich erinnere mich an den Marktstand) und es hat bei uns zu Hause den Beginn der italienischen Küche markiert. Das Heftlein ist komplett auf Italienisch und eine der wenigen Zutaten heißt "salsiccia fresca". Das Wörterbuch übersetzt das schlicht als "Wurst". Leider kann einem bei so einer Bestellung der Metzger nicht wirklich weiterhelfen. Deshalb hat es gestern auch hauptsächlich nach der von mir verwendeten Bauernwurst geschmeckt und gar nicht wie vor 17 Jahren! 27
Nielsson - 15. April, 09:53 - Rekonstruktion
Und eine Textverständnisfrage: dein letzter Satz, "...wie vor 17 Jahren! 27". Was soll die 27 bedeuten? Oder haste dich einfach mal 10 Jahre jünger gemacht und dich dann geschämt? :-)
Schönen Sonntag (wieder einer dieser komischen Sonntage...), ich will demnächst einen laaaaangen Waldspaziergang machen. Warte nur auf meine Freundin, die gestern wohl gefeiert hat und noch immer mit dem Alkohol kämpft:-)
Was für ein Gefühl: Aufstehen und sich GUT fühlen!!!
Dass eine Bauernwurst nicht italienisch ist, war mir schon vorher klar. Und dass sie da nicht wirklich reinpasst geschmacklich, war mir danach klar. Das ist vermutlich irgendeine italienische Spezialität, die es nur dort beim Metzger gibt. Hier hätte er mir noch "Wienerle" anbieten können, das hätte noch weniger gepasst.
Die "27" ist die Anzahl der Minuten, die ich zum Verfassen benötigt habe.