22
Aug
2007

Ein Tag auf der Wiese

Feuchte Erde und Blütenduft sind am schwersten, dachte er. Was erstaunlich war, aber vielleicht waren es gerade die kleinen Dinge, die am schwersten zu verstehen sind.
Seufzend dreht er sich ein bisschen nach links. Die Frau neben ihm kuschelte sich näher an ihn. Prüfend ließ er wenig von dem glatten brünetten Haar durch die Finger gleiten. Es raschelte dabei ganz leise, fast unhörbar.
Dabei glitt sein Blick über den dunklen Wald zur Rechten und über die sanft abfallende Wiese vor ihm. Weiter unten konnte man einen kleinen Fluß erkennen, der in weiten Bögen durch das Tal floß. Die Wiese und der Wald waren von sattem, einladendem Grün. Manchmal durchsetzt von etwas Rot oder Gelb von Blüten. Ein leichter Wind strich durch das Tal und versetzte das Gras in leicht kräuselnde Bewegungen.
Vorsichtig drehte er sich noch weiter nach links bis er mit ihrem schmalen Gesicht und den faszinierenden braun-grünen Augen auf einer Höhe war. Ihre Lippen fanden zueinander. Dabei dachte er wie ungehalten der Chef sein würde, wenn er herausbekäme, was er hier macht. Der Chef war immer der Ansicht, dass für Müßiggang auch abends noch genug Zeit sei.
Der Kuss war angenehm weich und schmeckte ein wenig nach Rosen. Kein schlechter Geschmack fand er. Und viel besser als der leicht muffige Geruch des Büros. Auch das Licht war viel angenehmer: Die Sonne stand irgendwo schräg hinter ihm, fast hinter dem Hügel versunken. Der Himmel war bis auf einige Eiswolken in großer Höhe makellos blau. Eine Biene summte langsam vorbei, kam ihm aber nicht zu nahe.
Wieder seufzte er. Lang konnte er nicht mehr warten, dann müsste er sich wieder mit dem Geruch von leicht verbranntem Gummi und heißem Motoröl befassen. Nach Meinung seines Chefs eine sehr lohnende Beschäftigung. Der Chef hatte einige sehr seltsame Ansichten. Leider teilte er diese mit den meisten der Kunden: Autorennen und Hubschrauberfliegen und alles andere mit viel Lärm und hohen Geschwindigkeiten war viel gefragter als ein ruhiger Nachmittag im Frühsommer.
Mit einem leichten Schnauben und einem Ruck hob er den Kopf und löste ihn damit von der Kontaktfläche des Simulationssystems. Die Landschaft verblasste und wurde von grellem Neonlicht und dem kleinen, schmalen Büro abgelöst. Auch der leichte Druck auf dem linken Arm verschwand.
Er richtete sich ganz auf und wand sich dem Steuerungcomputer und damit dem Geruch von leicht verbranntem Gummi zu.
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