5
Nov
2006

Das fünfte Rad

Sie sagte Indien sei das Land der Gegensätze: Auffälliger Reichtum direkt neben großer und zahlreicher Armut.
Die Sportliche lud gestern zum Diavortrag über ihre einmonatige Indienreise vor knapp einem Jahr. Und die Bilder waren tatsächlich sehr eindrücklich. Man konnte viele verschiedene und vor allem alte Paläste und Tempel bestaunen mit vielen arbeitsaufwändigen und teuren Details. Aber auch sehen konnte man die vielen Menschen, die da sehr häufig auf sehr engem Raum zusammenleben.
Bei mir vor allem hängengeblieben war nicht so sehr der inner-indische Gegensatz, sondern eher der "Konflikt" zwischen europäischer Touristin und Indien: Zwar waren die Menschen anfänglich sehr freundlich, aber im weiteren Verlauf schienen sie immer vor allem auf das Geld der Touristen aus zu sein: So hat sie zum Beispiel ein sehr schönes Bild von einem Wächter in Pose. Nach diesem Foto, so erzählte sie, hat dieser aber die Hand aufgehalten und wollte Cash sehen. Diese Situation hat sie so oder so ähnlich noch einige Male erlebt und wurde so im Lauf der Reise immer mißtrauischer und zurückhaltender gegenüber den Einheimischen.
Wegen der Kälte, diesem Mißtrauen, den vielen auch negativen Eindrücken, war es wohl auch eine sehr anstrengende Reise.

Vor und nach diesem Diavortrag haben die 14 Gäste natürlich miteinander geplaudert. Außer mir. Ich habe nicht geplaudert. Nur am Anfang als es nur 4 Leute waren. Es gab nichts, was ich die anderen hätte fragen wollen und diese haben mich auch nicht angesprochen.
Somit wirkte ich wahrscheinlich verschlossen und seltsam. Letzte Woche bei einer anderen Party ging es mir ganz genauso: Vielleicht sind Veranstaltungen mit mehr als 4 Personen nichts für mich? Vielleicht ist es die mangelnde Übung? 11
silmanja - 5. November, 12:49

ist wahrscheinlich auch schwierig nach so einem vortrag einfach zu smalltalken.... vielleicht fallen dir das nächste mal ja fragen ein, vielleicht auch sachen, die du gar nicht unbedingt wissen willst, einfach, um ein Gespräch in Ganz zu bringen

zu deinen eindrücken vom vortrag: es geht vielen leuten in indien, so wie es von dir beschrieben wurde. die frage ist natürlich auch, wie wir TouristInnen von den Einheimischen gesehen werden. Menschen, die es sich einfach leisten könne, für längere Zeit wegzufahren, die so etwas wie Urlaub kennen, die das Vielfache eines lokalen Jahresgehalts innerhalb von kürzester Zeit ausgeben könne - das weckt natürlich Begehrlichkeiten.
Sehr offene und ehrliche Worte über Reisen in Indien gibt es übrigens in diesem Link:
www.slate.com/id/2107063/entry/2107071/

Nielsson - 5. November, 14:02

Sie meinte dann später noch, dass ihr das dann vorgeworfen wurde: Sie sei eine der wenige Möglichkeiten für die Einheimischen mit der "Außenwelt" in Kontakt zu treten. Und dann sei sie aber so mißtrauisch und zurückhaltend...
Kinkerlitzch3n - 5. November, 13:02

Hast du dich schweigend unwohl gefühlt? Ich finde das auch immer sehr schwierig, auf mehrere Leute zuzugehen, wo man nicht weiß, ob und wie gut sich diese kennen, bin da auch sehr schüchtern.

Nielsson - 5. November, 14:07

"Deplatziert" wäre vielleicht ein Adjektiv, was ich wählen würde. So schüchtern (wie früher) bin ich eigentlich in letzter Zeit nicht mehr. Es war eher so, dass ich mich nicht davon überzeugen konnte, dass es gut wäre, jemanden anzusprechen.
Die Herrenrunde hat zum Beispiel über Lautsprecher-Technik und über eine Auto-Tuning-Messe, die einer interessiert besucht hat, gesprochen. Das hat mich jetzt gar nicht interessiert.
Kinkerlitzch3n - 5. November, 14:57

Na wenns einfach uninteressant war, dann machts ja eh nix, dann geht man halt einfach früher...
sibsch - 5. November, 15:43

Faszinierend... eben schrieb ich ein ähnliches Partyerlebnis auf...

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